Am 24. Februar 2023 nahmen die 7. Klassen gemeinsam mit ihren GeschichtelehrerInnen an einem geführten Rundgang in der Gedenkstätte Mauthausen teil. Alexandra Weichslbaum (7B) beschreibt ihre Eindrücke folgendermaßen:
Schmerz, Trauer, Gänsehaut – ein Blick in die Vergangenheit, der erschüttert:
Das Konzentrationslager Mauthausen
Vom Massenfriedhof bis zu den Baracken der Häftlinge, wir fühlten mit ihrem Schicksal mit. Für viele am schrecklichsten: die Allgegenwärtigkeit des Todes. Die Treppe hinunter bis zur Gaskammer brachte viele von uns in ein emotionales Chaos. Das Gefühl, in einem Raum voller ermordeter Seelen zu stecken, drückte schwer auf die Brust. Wir gingen weiter, in einen dunklen Gang, bis wir das Krematorium, geschmückt mit Blumen und Erinnerungsstücken von Familienangehörigen, erreichten.
Zu wissen, dass dies alles echt und nicht nachgebaut ist und wir uns an einem Ort befinden, an dem Menschen nur noch eine Nummer waren, bringt uns auch heute noch zum Nachdenken. Schlafsäle und Waschräume nur mit dem Nötigsten ausgestattet, keine Hygiene, keine Privatsphäre, Zustände, die fast unmöglich scheinen, doch pure Realität waren. Ein Alltag, voller unmenschlicher Aufgaben: Die Arbeit im Steinbruch, das Hinauf- und Hinuntergehen der Todesstiege, die starke Unterernährung, zahlreiche Krankheiten, der tagtägliche Kampf ums Überleben.
Während die einen starben, feierten die SS-Soldaten Hochzeiten oder spielen Fußball auf dem Gelände des Konzentrationslagers. Soldaten, die der festen Überzeugung waren, sie würden das Richtige tun, nahmen im Endeffekt über 90.000 Inhaftierten, in Mauthausen und seinen Außenlagern, das Leben.
Was heute bleibt, ist die Erinnerung, aufrecht erhalten durch Gedenkstätten wie Mauthausen oder dessen zahlreiche Außenlager, wie Melk. Warum wird uns das alles gezeigt? Warum lernen wir so viel über den Nationalsozialismus? Die Antwort: um nicht zu vergessen und um sicher zu gehen, dass eine derartige, schreckliche Behandlung von Menschen, nie wieder vorkommen wird.
Alexandra Weichslbaum
Um dies zu gewährleisten, braucht es vor allem eines: Zivilcourage – aus gutem Grund das diesjährige Motto des Mauthausen Komitees, unter dem auch die Gedenkfeier in Melk stand. Diese Feier wird traditionell von SchülerInnen unserer Schule gestaltet. Im Rahmen der Vorbereitung der Feier besuchten daher alle 7. Klassen auch die Gedenkstätte in Melk und wurden eingeladen musikalische und literarische Beiträge für die Feier zu gestalten. Darüber hinaus wurde ein Workshop zum Jahresthema Zivilcourage angeboten.
Die SchülerInnenn der 7A Klasse gestaltenten die diesjährigen Beiträge und nahmen an der Gedenkfeier am 8. Mai in der Gedenkstätte Melk teil. Im Zuge der Feier wurde ihnen noch eine besondere Ehre zuteil: sie enthüllten die “Außenlager-Stele”, die sich zwischen der Gedenkstätte und dem Objekt 10 befindet. Diese vier Meter hohe Säule stellt die ehemals über 40 Mauthausen-Außenlager in einen topographischen Zusammenhang und zeigt, dass sich die KZ-Verbrechen über nahezu ganz Österreich erstreckten. Exemplarisch sind hier einige der, von den Schülerinnen vorgetragenen Texten:
Ein kleines bisschen Mut
Alles ist falsch, alles ist kalt, alles ist anders. Ich bin so einsam, mir geht es nicht gut. Doch wie geht es den Anderen? Leiden sie nicht genauso wie ich, oder sogar noch mehr? Nein! Immer geradeaus schauen, nicht verzagen. Ich muss an mich denken, an die Menschen, die zu meinen Freunden und Familie gehören. Was gehen mich die Anderen überhaupt an? Was haben sie für mich getan?
Dabei bräuchte es nur ein kleines bisschen Mut um den ersten Schritt zu gehen. Ein kleines bisschen Mut um dem Druck der Masse zu entkommen und ein kleines bisschen Mut um die Wahrheit zu sehen, die die Welt verändern kann. Denn aus einem Tropfen entsteht eine Welle und die Welle wird zur Bewegung, wird zum Tumult der sich ausbreitet bis in die hintersten Ecken und keinen Widerstand duldet. Es beginnt alles so klein und doch gibt es niemanden der ein kleines bisschen Mut besitzt. Ein kleines bisschen Mut um etwas Großes zu beginnen.
Etwas hält uns zurück. Angst? Das ist gut, wir brauchen sie. Sie hält uns am Leben, beschützt uns und verleiht uns Kräfte von denen wir nicht wussten, dass wir sie besitzen. Sie ist die Grundlage für den Mut der uns antreibt das Richtige zu tun. Den Richtigen zu helfen und die richtige Wahrheit zu unterstützen. Ohne Angst kein Mut, und ohne Mut keine Veränderung.
Alles um was ich bitte, alles um was unsere Menschlichkeit bittet, ist ein kleines bisschen Mut für einen Tropfen Hoffnung. Einen Menschen der aufsteht und „Nein“ sagt, einen Menschen der die Veränderung einleitet, der hinschaut und nicht wegschaut. Einen Menschen mit einem kleinen bisschen Mut, ja das ist was wir brauchen.
Emma Mössner, 7A
Zehn Schritte zu einer besseren Welt
Schritt 1 – Erwarte das beste und erwarte doch nichts, das zählt für Menschen wie für ein Gedicht
Schritt 2 – Sei dir der Vergangenheit bewusst und schaue in die Zukunft mit viel Lust
Schritt 3 – Sprich mit Leuten, lerne dazu, wer weiß, vielleicht bekommst du sogar ein Tiramisu
Schritt 4 – Lerne aus Fehlern, es wird sicher nicht leicht, doch wisse, was immer du tust, es reicht
Schritt 5 – Hinterfrage die Masse und denk für dich selbst, es ist gut wenn du Gehorsam und blindes Vertrauen auseinanderhältst
Schritt 6 – Sei dir immer selber treu, es liegt in deiner Hand, ob du tust, was du für richtig hältst, oder tust, was man dir sagt
Schritt 7 – Tritt ein für die Schwachen, es ist deine Pflicht, und sprich auch für jene, für die sonst niemand spricht
Schritt 8 – Verlange keinen Gewinn, nicht Ehre, nicht Ruhm, wenn man andren hilft, verdient man kein Fürstentum
Schritt 9 – Es gibt Situationen, wo man besser schweigt, doch sicherlich nie, wenn sich jemand ungerecht zeigt
Schritt 10 – Das wichtigste in dieser Passage, das ist natürlich die Zivilcourage
Lena Zuser, 7A